Wie haltet ihr's denn mit den Anglizismen (speziell Medizin u.ä.)??
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Dec 6, 2009

Heute dachte ich mir, man könnte doch diese interessante "Gretchenfrage", die sich aus einer speziellen Medizin-Frage in KudoZ entwickelt hatte, mal ins deutsche Forum stellen ... ja genau: die Frage an dieser Stelle im Forum in unserer Muttersprache) diskutieren.

Dies
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Heute dachte ich mir, man könnte doch diese interessante "Gretchenfrage", die sich aus einer speziellen Medizin-Frage in KudoZ entwickelt hatte, mal ins deutsche Forum stellen ... ja genau: die Frage an dieser Stelle im Forum in unserer Muttersprache) diskutieren.

Dies nur zum Einstimmen:
http://www.proz.com/kudoz/english_to_german/medical_general/3584219-incident_stroke.html

Versteht mich bitte richtig: Dieser "incident stroke" war zwar der Ausgangspunkt, sollte im Speziellen aber sicher nicht hier weitergesponnen werden (höchstens als Beispiel!?), da die Frage mit Punktevergabe abgeschlossen wurde. Das Recht der Fragenden auf eigene Meinung / Entscheidung sind in jedem Fall zu respektieren.

Wäre schön, wenn sich viele der Kollegen, die mehr oder weniger regelmäßig im Fachgebiet Medizin / Pharmakologie usw. vom EN ins DE übersetzen, beteiligen würden. Sonst würde ich mich wirklich mit diesem einzelnen Textfeld sehr einsam fühlen ...

Schöne Grüße zum 2. Advent.
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Florian v. Savigny
Florian v. Savigny  Identity Verified
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Vermeiden, solange es nicht unnatürlich wird Dec 6, 2009

Hallo Margret,

danke, daß Du diese Diskussion begonnen hast. Ich war ja auch an der genannten KudoZ-Diskussion beteiligt und dachte, damit diese Diskussion Fahrt aufnimmt, wiederhole ich meinen dort auch schon kundgetanen Standpunkt:

Meinem Eindruck nach schaden Anglizismen in Fachtexten genauso wie in Allgemeintexten meistens dem Textverständnis und der Transparenz. Diese Sorge könnte man zwar speziell im Fall der Medizinersprache mit vollem Recht mit einem "Hört,
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Hallo Margret,

danke, daß Du diese Diskussion begonnen hast. Ich war ja auch an der genannten KudoZ-Diskussion beteiligt und dachte, damit diese Diskussion Fahrt aufnimmt, wiederhole ich meinen dort auch schon kundgetanen Standpunkt:

Meinem Eindruck nach schaden Anglizismen in Fachtexten genauso wie in Allgemeintexten meistens dem Textverständnis und der Transparenz. Diese Sorge könnte man zwar speziell im Fall der Medizinersprache mit vollem Recht mit einem "Hört, hört!" quittieren, denn ein typisches Merkmal ebendieser ist es, sich verschraubt und geschwollen und mit unnötigen Fremdworten auszudrücken, um für Laien schwerer verständlich zu sein (aus vermutlich mehreren Motiven). Warum also sich um Transparenz sorgen, wo sie die doch gar nicht haben soll?

Die Frage ist für einen Übersetzer gar nicht leicht zu beantworten, aber ich würde doch sagen, daß wir angesichts dieser Zustände zumindest darauf bedacht sein sollten, Texte nicht NOCH schwerer verständlich zu machen, als sie es vielleicht ohnehin schon sein müssen, um als richtige Medizinertexte zu gelten. Deshalb würde ich immer dahin tendieren, Anglizismen zu vermeiden, wenn es bessere deutsche (oder lateinische) Alternativen gibt.

Aber eine grundlegende Frage hat sich mir gerade auch gestellt: Was ist eigentlich ein Anglizismus? Ich vermute, daß es zumindest mehrere Kategorien gibt (wenn die Beispiele fehlerhaft sind, bitte ohne Umschweife korrigieren):

- "wörtliche" Übersetzungen aus dem Englischen, wo es bereits einen deutschen Terminus gibt. Beispiele: "Totalarthroplastik" statt "Totalendoprothese" und "muskuloskeletales System" statt "Bewegungsapparat".

- "wörtliche" Übersetzungen aus dem Englischen, wo es noch KEINEN deutschen Terminus gibt. Beispiel "Weichteilbalanzierung" (ich weiß, es gibt "Weichteilbalancing", aber das gehört ja wiederum in die nächste Kategorie)

- die Verwendung des englischen Wortes ohne Eindeutschungsversuch, Beispiele "Weichteilrelease", "mediales Offset". (Das kann man im Grunde auch so unterteilen wie eben geschehen.)

Mich persönlich stören eigentlich nur die unnötigen Anglizismen so richtig, weil sie eine größere Vielfalt von Begriffen suggerieren, als tatsächlich im Gespräch ist: es ist grundsätzlich der Orientierung förderlich, wenn zwei Texte, die über den gleichen Begriff sprechen, auch den gleichen Terminus dafür verwenden.

(Bitte betrachtet das als den Versuch eines Anfangs.)
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MMUlr
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"Allein zu Haus ..." Dec 8, 2009

@Florian, dann sind wir doch ziemlich unter uns hier. Das Thema reizt wohl nicht dazu, sich in eine Diskussion zu stürzen ...

Komisch eigentlich, wo wir doch tagtäglich davon umgeben sind (seien es die Referenz-Kundenunterlagen, nach denen man sich UNBEDINGT richten soll, seien es die Vorgaben in den TMs - natürlich wiederum: 100% matches sind in keinem Fall anzurühren!) usw. usw.

Ich kann deiner Kategorie-Liste gut folgen; ich finde besonders ärgerlich natürlich
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@Florian, dann sind wir doch ziemlich unter uns hier. Das Thema reizt wohl nicht dazu, sich in eine Diskussion zu stürzen ...

Komisch eigentlich, wo wir doch tagtäglich davon umgeben sind (seien es die Referenz-Kundenunterlagen, nach denen man sich UNBEDINGT richten soll, seien es die Vorgaben in den TMs - natürlich wiederum: 100% matches sind in keinem Fall anzurühren!) usw. usw.

Ich kann deiner Kategorie-Liste gut folgen; ich finde besonders ärgerlich natürlich die Anglizismen der 3. Kategorie: überhaupt keinen Versuch der deutschen Übersetzung starten (einfach Bequemlichkeit!?), dann aber auch die unter 2. (d.h., zu wörtliche Übersetzung dort, wo es noch keinen deutschen Terminus gibt - ganz dumm, wenn diese von einem führenden Professor / Meinungsbildner geprägt wurde und es niemand mehr wagt, aus lauter Ehrfurcht, diesen oft "grottigen" deutschen Begriff zu korrigieren). Beispiel (hatten wir auch hier bei KudoZ vor kurzem): "autologe Chondrozytenimplantation" ACI (der Begriff ist natürlich nicht "grottig", krankt aber an der falschen Verwendung des Adjektivs). Bei diesen Geschichten wird dann immer entschuldigend angeführt, dass man sich doch unbedingt nach der englischen Abkürzung richten müsse (siehe: ACI).

Da wären wir bei dem anderen heiklen Punkt: Abkürzungen in der Medizin.

Hier genau bin ich der Meinung, dass man sich unbedingt international einigen sollte (also fast immer Englisch) - soweit es irgendwie geht -, um die internationale Kommunikation zu erleichtern. (Negativbeispiel: Die überall gebräuchliche Abkürzung AIDS heißt im Französichen "SIDA" - syndrome d'immuno-déficience acquise; das ist wirklich unnötig und erschwerend für die Kommunikation, finde ich.)

Den Beginn bei diesem einsetzenden Trend zum Englischen in der Medizinfachsprache sehe ich da, wo wir in Deutschland - irgendwann ca. 1975 - begannen, DNA statt DNS zu sagen / schreiben. Bis dahin stand in allen Lehrbüchern DNS. Zunächst fand ich es etwas gewöhnungsbedürftig / bedauerlich, aber schließlich hat mich der Aspekt der möglichst einheitlichen Abkürzung überzeugt. Heute bin ich ein Verfechter der (engl.) Abkürzungen, auf die man sich international und in den Veröffentlichungen geeinigt hat, wobei dann aber im sonstigen Fließtext richtiges Deutsch gesprochen werden sollte (in dem Fall also: Desoxyribonukleinsäure). Anderes Beispiel dafür: COPD - chronic obstructive pulmonary disease, deutsch: chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.

Traditionelle Abkürzung verhalten sich wieder anders: KHK - koronare Herzkrankheit, davon würde ich nicht abweichen wollen. Dafür findest du englisch entweder CAD coronary artery disease oder CHD coronary heart disease (gibt's noch was Anderes?). Irgendwie auch inkonsequent ... oder?

Ich will hier mal Schluss machen, wird sonst einfach zu lang, der Beitrag.



[Edited at 2009-12-09 11:28 GMT]
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Steffen Walter
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Zustimmung zu Florians Klassifizierung und Margrets Abkürzungsargument Dec 9, 2009

Hallo ihr beiden,

so erlaubt mir denn, dass ich sei in Eurem Bunde der Dritte

Florian, ich stimme Deinem (gelungenen) Versuch einer Klassifizierung der unterschiedlichen Grade der Anglizismen/unreflektierten Übernahmen zu. Auch Margrets Verfahrensweise bei den Abkürzungen halte ich für sehr plausibel, aber wie überall zeigen sich - wie beispielhaft gezeigt - Inkonsequenzen und Inkonsistenzen. Zur KHK h
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Hallo ihr beiden,

so erlaubt mir denn, dass ich sei in Eurem Bunde der Dritte

Florian, ich stimme Deinem (gelungenen) Versuch einer Klassifizierung der unterschiedlichen Grade der Anglizismen/unreflektierten Übernahmen zu. Auch Margrets Verfahrensweise bei den Abkürzungen halte ich für sehr plausibel, aber wie überall zeigen sich - wie beispielhaft gezeigt - Inkonsequenzen und Inkonsistenzen. Zur KHK hätte ich übrigens noch die KHE = koronare Herzerkrankung beizusteuern

Ansonsten bin ich - wie aus meinen KudoZ-Beiträgen sicher ersichtlich - auch ein Vertreter der Maxime, immer dann den entsprechenden deutschen Begriff zu verwenden, wenn er mindestens ebenso gut eingeführt ist wie der englische (wenn also durch den Gebrauch des englischen Terminus keine im Deutschen bestehende offenkundige Lücke geschlossen wird). Andersherum (und etwas radikal ausgedrückt) gilt es, die englischen Begriffe zu vermeiden, wo es nur geht. Im übrigen halte ich die häufig zu beobachtende Verwendung des Begriffs der "Eindeutschung" für die 1:1-Übernahme englischer Termini in die deutsche Fachsprache für grob irreführend.

Viele Grüße und frohes Schaffen!

Steffen

P.S. Ein Beispiel, das mir gerade in den Sinn kommt, ist die Übernahme des englischen "sponsor" im Kontext klinischer Prüfungen. Der mutmaßliche "Sponsor" ist nichts anderes als der Auftraggeber der klinischen Prüfung (so auch in einem meiner besseren Kunden-TMs zu finden).

[Edited at 2009-12-09 11:56 GMT]
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British Diana
British Diana
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Eine ganze andere Art von Anglizismus! Dec 29, 2009

Aus Sicht einer Patientin bin ich immer wieder erstaunt, wie ganz alltägliche englische medizinische Begriffe, die ich in den ersten 20 Lebensjahren in England gelernt habe, hier in Deutschland (weitere 30+Lebensjahre) plötzlich zu einem Fachvokabular mutierten, das ein Normalsterblicher nicht kannte. Beispiele:

appendix, pneunomia, anaemia, anaesthetic statt Blinddarm, Lungenentzündung, Blutarmut, Narkose (O.K. dies ist auch ein Fremdwort).

So konnte ich immer vers
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Aus Sicht einer Patientin bin ich immer wieder erstaunt, wie ganz alltägliche englische medizinische Begriffe, die ich in den ersten 20 Lebensjahren in England gelernt habe, hier in Deutschland (weitere 30+Lebensjahre) plötzlich zu einem Fachvokabular mutierten, das ein Normalsterblicher nicht kannte. Beispiele:

appendix, pneunomia, anaemia, anaesthetic statt Blinddarm, Lungenentzündung, Blutarmut, Narkose (O.K. dies ist auch ein Fremdwort).

So konnte ich immer verstehen, was die Ärzte mir erklärten, solange sie ihr vermeintlich unverständliches Medizinerjargon benutzten. Was ein Ovarium (ovary) war, verstand ich, aber Eierstock ?? Ich profitierte jedenfalls von dieser Art Anglizismus.

Noch konnte mir keiner sagen, woher dieses Phänomen kommt. Ihr, liebe Kollegen, vielleicht?

[Edited at 2009-12-29 16:05 GMT]
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LegalTrans D
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Na ja, da ist noch eine andere Sprache... Dec 29, 2009

British Diana wrote:

Aus Sicht einer Patientin bin ich immer wieder erstaunt, wie ganz alltägliche englische medizinische Begriffe, die ich in den ersten 20 Lebensjahren in England gelernt habe, hier in Deutschland (weitere 30+Lebensjahre) plötzlich zu einem Fachvokabular mutierten, ...Beispiele:

appendix, pneunomia, anaemia,


Ich musste bei Deinem Beitrag doch schmunzeln, Diana. Falls es Dir nicht entgangen ist - diese Begriffe, wie viele andere auch, sind Latein und haben mit Anglizismen eigentlich überhaupt nichts zu tun. Ausnahmsweise!


 
British Diana
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Latinismen vs Anglizismen Dec 29, 2009

Lieber Volkmar,
klar weiß ich das auch, es sind im üblichen Sinne keine Anglizismen. Ich hatte in der Schule auch Latein....
Für mich stellt sich trotzdem die Frage, wieso in England solche "Latinismen" von der normalen Bevölkerung übernommen worden sind, während man in Deutschland "volkstümlichere" Begriffe verwendet.

Als Beispiel Blinddarm vs Appendix, Blinddarmentzündung vs Appendicitis, Mandelentzündung vs Tonsillitis

Kannst Du mir erklären
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Lieber Volkmar,
klar weiß ich das auch, es sind im üblichen Sinne keine Anglizismen. Ich hatte in der Schule auch Latein....
Für mich stellt sich trotzdem die Frage, wieso in England solche "Latinismen" von der normalen Bevölkerung übernommen worden sind, während man in Deutschland "volkstümlichere" Begriffe verwendet.

Als Beispiel Blinddarm vs Appendix, Blinddarmentzündung vs Appendicitis, Mandelentzündung vs Tonsillitis

Kannst Du mir erklären, warum das so ist?
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John Jory
John Jory  Identity Verified
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Mit Diana (Latinismen) Dec 29, 2009

Ich bin ebenfalls mit den "normalen" englischen (lateinischen) medizinischen Begriffen aufgewachsen. Als ich anfing, diesen Thread zu lesen, haben sich meine Haare leicht gekräuselt. Das sind mitnichten Anglizismen.

Begriffe, die in einem englischen (medizinischen) Fachartikel verwendet werden, gehören weitgehend zum allgemeinen englischen Vokabular. Im Gegensatz zum Deutschen gibt es keine andere medizinische Begriffe. Die "armen" deutschen Medizinstudenten sind gezwungen, mühsa
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Ich bin ebenfalls mit den "normalen" englischen (lateinischen) medizinischen Begriffen aufgewachsen. Als ich anfing, diesen Thread zu lesen, haben sich meine Haare leicht gekräuselt. Das sind mitnichten Anglizismen.

Begriffe, die in einem englischen (medizinischen) Fachartikel verwendet werden, gehören weitgehend zum allgemeinen englischen Vokabular. Im Gegensatz zum Deutschen gibt es keine andere medizinische Begriffe. Die "armen" deutschen Medizinstudenten sind gezwungen, mühsam alle lateinischen Begriffe neu zu lernen, von denen ein normales englischsprachiges Kind sehr viele sozusagen schon mit der Muttermilch aufgenommen hat.

In deutschen medizinischen Fachaufssätzen – wohlgemerkt: für ein Fachpublikum – werden mit Sicherheit die lateinischen Begriffe verwendet. Das hat weder etwas mit elitärem Gehabe zu tun, noch mit der Reinheit der deutschen Sprache.

Generell bin ich auch gegen völlig überflüssige Anglizismen in deutschen Texten, aber in diesem speziellen Fall sollten die fachmedizinisch korrekten Begriffe beibehalten werden.

Greetings, JJ
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