Im Morgengrauen erwachte ich vom Mauzen einer Katze. Neben dem Bett war sie und rieb sich nun an mir. In ihrer Stimme lag ein solches Drängen, dass ich nicht anders konnte als mich ihrer anzunehmen. „Vielleicht ist sie hungrig?“, so sagte ich bei mir, erhob mich und gab ihr zu fressen. Es schien, als ekele sie davor und sie rührte es nicht an. „Vielleicht ist sie durstig?“, so sagte ich bei mir und gab ihr zu trinken, doch auch das Wasser mochte sie nicht. Eindringlich schaute sie mich an. In diesem Blick lag solcher Kummer, dass ich erschüttert war. Ach wäre mir doch nur - wie einst dem weisen König Salomo - die Sprache der Tiere geläufig! Ihre Wünsche wüsste ich zu sagen und ihre Not wollte ich lindern. Bald bemerkte ich, dass der Blick des Tieres lange Zeit auf der geschlossenen Türe ruhte und sich auf mich richtete, sobald ich selbst mich dorthin wandte. Da begriff ich, dass sie wünschte, ich möge ihr doch öffnen. Dies tat ich eilends, und sobald der Raum sich vor ihr auftat und ihr Blick den Himmel fand, fiel aller Jammer von ihr ab. Sie rannte glücklich und zufrieden ihrer Wege. Ich aber streckte mich wieder auf mein Lager und bettete das Haupt auf meine Hand, um die Sache der bewundernswerten Katze zu bedenken. So sagte ich bei mir: „Ach wüsste ich doch, ob die Katze wahrhaftig begreift, was Freiheit ist! Wenn sie ihrer verlustig ging, so war sie betrübt. Fand sie die Freiheit wieder, so freute sie sich. Gewiss! Wenn sie nicht Speise mag noch Trank und sich beklagt, so doch nur deswegen! Weil sie das Wesen der Freiheit kennt. Und all ihr Drängen, all ihr Flehen und ihr Bitten hatte einzig diesen Grund.